Vor drei Jahren wurde das Hotel Piz Linard zum «Historischen Hotel des Jahres 2018» gekürt. Das Haus an der Plazza Gronda, dem Dorfplatz Lavins, hat eine lange und bewegte Geschichte.
Lavin brannte am 1. Oktober 1869 fast komplett nieder. Das Siedlungsgefüge des Bergdorfs war dicht und die Feuerwehr unvorbereitet, weshalb das Flammenmeer einen verheerenden Schaden hinterliess. Der Wiederaufbau beruhte auf einem Baureglement, das ein orthogonales Strassennetz und grössere Abstände zwischen den einzelnen Häusern vorsah. Neoklassizistische Fassaden mit italienischem Einfluss und für die Region bislang untypische flache Holzzementdächer kennzeichneten das neue Gesicht des Dorfes. «Was von neuen Bauten steht, sieht so unwohnlich und charakterlos aus», schrieb Johann Jakob Weilenmann 1871.
Von diesem schlechten Image ist mittlerweile nichts mehr übrig. Mit diversen Übernachtungsangeboten und einem Restaurant hat sich Lavin als Feriendestination positioniert. Zu den Inlandtouristen, denen das Dorf durch viele Sommerferien ans Herz gewachsen war, gehörte auch Hans Schmid. 2007 erfuhr er, dass das Hotel Piz Linard zum Verkauf stand. Äusserlich zwar in gutem Zustand, war im Innern viel Glanz verloren gegangen. Schmid gründete eine Aktiengesellschaft, bat Freunde und Mäzene um finanzielle Unterstützung, übernahm das Gebäude und tauschte sein Stadtleben gegen das neue Projekt in den Bergen ein. Die darauffolgende Totalsanierung weckte den Palazzo aus seinem Dornröschenschlaf. Mittelpunkt des Baus ist heute noch der Arvensaal von 1926. Umrahmt wird er von 22 Hotelzimmern, die in den letzten Jahren von bekannten Künstlerinnen und Gestaltern individuell eingerichtet worden sind. Die im ganzen Haus verteilte Kunst spielt stilvoll mit den historischen Elementen.
Neues Leben ist mit dem «Berg-Büro» auch auf der gegenüberliegenden Seite des Dorfplatzes eingekehrt: Es kann werktags für ruhige Arbeitsstunden und Retraiten gemietet werden.
Natalie Schärer, Schweizer Heimatschutz
Hotel Piz Linard
Lavin GR
T 081 862 26 26
linardlavin.ch
22 Zimmer
DZ CHF 240.– bis 440.– inkl. Halbpension
Erbaut 1870