Bis weit in die 2000er-Jahre war das Hotel Scaletta in S-chanf das Epizentrum des Dorflebens. Familien feierten Feste und verabschiedeten die Verstorbenen, Bürgerinnen und Bürger debattierten in der Wirtsstube, und die Jugend vergnügte sich in der Bar. Dazu verbrachten zahlreiche Gäste aus nah und fern ihre Ferien im Hotel, welches als Ausgangspunkt für Wanderungen, Ausflüge in den Nationalpark oder auch Langlauftouren galt. 2013 wurde das Haus geschlossen, und seither nagt der Zahn der Zeit am einst stolzen Gebäude.
Diesem Trauerspiel wollte eine Gruppe um den früheren Präsidenten der Schweizer Jugendherbergen Fredi Gmür und dem Architekten Herbert Schmid Einhalt bieten. Im Mai 2020 gründeten sie dazu die Stiftung Scaletta S-chanf mit dem Zweck, das Hotel zu kaufen, zu sanieren und einem langfristigen Betrieb zuzuführen. Die Stiftung hat gemeinnützigen Charakter, der Stiftungsrat setzt sich heute aus fünf Mitgliedern zusammen, ein Mitglied des Gemeinderates S-chanf hat Einsitz mit beratender Stimme.
Nach der Bewilligung eines Planungskredites von 300 000 Franken durch die Gemeinde S-chanf machte sich das Team an die Projektierung. Unterdessen liegt die rechtsgültige Baubewilligung vor. Es entsteht ein Boutique Hotel im mittleren Preisbereich mit 32 Doppelzimmern und 6 Familienzimmern. Das durchdachte Konzept legt Wert auf verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit. Das Restaurant soll ganzjährig geöffnet sein und auch dank Saal und Lounge wieder Treffpunkt für Dorf und Gäste werden.
Von Anfang an arbeiteten die Planer eng mit der kantonalen Denkmalpflege zusammen. Historisch wertvolle Bauteile und Strukturen werden gesichert und wo möglich in den Umbau integriert. Das Haus wird nach dem Umbau durch den Kanton Graubünden unter Denkmalschutz gestellt.
Das Hotel entstand 1876 aus zwei Vorgängerbauten, deren Ursprünge in den unteren Geschossen noch deutlich sichtbar sind. Dazu kam ein charakteristischer Annexbau aus Holz.
Besonders bemerkenswert sind die Sgraffitos, welche der bekannte Dekorationsmaler Antonio De Grada (1858–1938) in den Putz ritzte. De Grada war ein Jugendfreund von Giovanni Segantini, er konnte auf Einladung den argentinischen Präsidentenpalast verzieren. Arbeiten von ihm finden sich auch in der Villa Patumbah in Zürich, dem Sitz des Schweizer Heimatschutzes.
Die Investitionskosten dieses Projektes betragen total 17 750 000 Franken. Zur Finanzierung hat die Gemeinde S-chanf einen namhaften Beitrag gesprochen. Auch liegen Zusagen für Fördergelder und zinsvergünstigte Darlehen der öffentlichen Hand, der Schweizer Berghilfe, von Institutionen und Gönnern sowie die Fremdfinanzierung durch die Bank vor. Es fehlt noch ein Teil des benötigten Stiftungs-/ Eigenkapitals in der Höhe von rund zwei Millionen Franken, um dieses einzigartige und wegweisende Projekt zu realisieren.
Für den Erhalt und die Renovation des Hotels Scaletta als historisches Boutique Hotel sowie die Förderung der Kultur, des Tourismus und touristisch bedeutsamer Kulturgüter in S-chanf wurde am 8. Mai 2020 die Stiftung Scaletta gegründet.