Der Durchfahrtsverkehr zwischen Ofenpass und Landesgrenze zwängt sich durch die enge Hauptstrasse in Müstair. Zahlreiche Wohnhäuser und Gastgewerbebauten sind dicht aneinandergebaut, sodass sich der Raum zwischen den Fassaden wie eine Schlucht durch den Dorfkern zieht. Kurz vor der Ortsausfahrt öffnet sich der «Plaz Grond», der von ehrwürdigen Gasthäusern und der Mauer des Klosters St. Johann gerahmt wird. Ein Gebäude mit traditionellen Elementen der Engadinerhäuser und einer für den Tiroler Raum typisch offenen Dachkonstruktion fällt auf. «Hotel Chalavaina» steht auf dem geschmiedeten Wirthausschild, unter zwei gekreuzten Schwertern. Namensgebend für das Gasthaus war die Schlacht an der Calven, die im Schwabenkrieg 1499 einen Wendepunkt markiert. Gemäss Überlieferung soll der im Kampf gefallene Bündner «Freiheitsheld» Benedikt Fontana seine letzte Rede auf der Laube des heutigen Hotels gehalten haben.
Mehr als 500 Jahre später bedient Gastgeber Jon Fasser in der Arvenstube Einheimische und Touristen, die zwischen Geweihen, einem grünen Kachelofen und vielen Porträts sitzen. Eine Speisekarte gibt es nicht – das Überraschungsmenü hängt davon ab, was gerade im Garten wächst oder im Wald erlegt wurde. Seit 50 Jahren ist Fasser Wirt in diesen Räumen. Seine originelle Art und seine Verbundenheit zur Heimat zeichnen ihn genauso aus wie seine Liebe zum Bestand. Als der 80-Jährige durch das Hotel führt, erzählt er zu jedem Gastzimmer eine Geschichte.
1965 wurde das Gebäude restauriert, 1981 baute Familie Fasser den Stall zu weiteren sieben Zimmern um. Von aussen ist die ursprüngliche Teilung der «Chasa Chalavaina» in Gasthaus und Ökonomiegebäude noch klar ablesbar. Die von der Denkmalpflege begleiteten Bauarbeiten erhielten einen Grossteil der ursprünglichen Substanz, weshalb ICOMOS Schweiz des Calven-Hauses im Rahmen der Preisverleihung für das «Historische Hotel des Jahres 2007» mit einer besonderen Auszeichnung bedachte.
Natalie Schärer, Schweizer Heimatschutz
Chasa Chalavaina
Müstair GR
T 081 858 54 68
hotelchalavaina.ch
15 Zimmer
DZ CHF 140.– bis 210.–
Erbaut vor 1300
Restauration 1965: Iachen Ulrich Könz
Umbau 1981: Marcus Burkhardt